Endlich – Markus ist der Richtige! Oder doch nicht?
Rutscht Dir Deine rosarote Brille schon wieder allmählich von der Nase – und das, obwohl Du doch letzte Woche noch sooo verliebt warst?
Erst vor Kurzem zauberte noch jede WhatsApp-Nachricht Deines Herzallerliebsten ein Lächeln in Dein Gesicht. Das wunderbare Gefühl der frischen Verliebtheit … Puff, plötzlich wie weggeblasen.
Und das, ohne dass Dir dafür ein triftiger Grund einfällt. Alles ganz lieb und nett… aber irgendwie “passts einfach nicht“. Immer wieder ertappst Du Dich dabei, gezielt nach Makeln bei Deinem Auserkorenen zu suchen – wie nach der Nadel im Heuhaufen. Zu anhänglich, zu kontrollierend, zu nerviges Schmatzen, zu dies zu das – Hauptsache raus aus der Beziehung, bevor Du vor lauter Nähe kaum mehr frei atmen kannst!
Gut möglich, dass Markus nicht der richtige Partner für Dich war. Aber kann es auch sein, dass Bindungsangst der wahre Übeltäter ist?
In diesem Artikel erfährst Du, was hinter der Angst vor Beziehungen steckt, wie Du sie erkennst und wie Du Bindungsangst überwinden kannst.
Was ist Bindungsangst?
„Ach Schatz, übrigens… ich hab vorhin ein Wellnesswochenende für uns gebucht. Nur wir beide, von Freitag bis Sonntag – ich freu mich ja schon so!“. Erwartungsvoll und mit leuchtenden Augen schaut Anna in Richtung von Peter, mit dem sie jetzt schon um die 3 Monate zusammen ist.
Peter merkt, wie sich sein Magen zusammenzieht. Eigentlich sollte er sich doch darüber freuen, dass seine Freundin Anna so viel Zeit mit ihm verbringen möchte. Seit ein paar Tagen wird ihm das alles jedoch irgendwie zu viel, er fühlt sich überfordert. Die Erwartungen seiner Freundin fühlen sich mittlerweile an wie eine halbe Tonne Blei, die auf seinem Rücken lastet.
Peter leidet unter Bindungsangst. Obwohl er Anna liebt und sie nicht verletzen will, kann er sich nicht auf eine tiefgreifende und liebevolle Partnerschaft einlassen. “Komm her, ich brauch Dich! Geh weg, das ist zu nah!” – so in etwa klingt die teuflische Gedankenspirale in Peters Kopf.
Push-and-Pull ist ein absoluter Klassiker unter vielen Bindungsängstlern. Erst wird der Partner schön mit Liebe zugeschüttet (Pull) – mit Komplimenten, Versprechungen und rosigen Luftschlössern. Und sobald das Lovebombing greift, sorgt die Bindungsangst für kalte Füße. Aus Furcht vor zu viel Nähe und Commitment wird der Partner nun wieder von sich weggestoßen (Push) – durch Ignorieren von Textnachrichten, einen unnötigen Streit oder sogar durch eine Trennung.
Was ist passive Bindungsangst?
Achtung, tricky!
Viele Menschen halten sich für Verlustängstler, weil sie das Gefühl haben, immer um Aufmerksamkeit und Liebe kämpfen zu müssen. Sie verlieben sich seltsamerweise jedes Mal in die falsche Person (in den Bad Guy bzw. in das Bad Girl), laufen dieser hinter her und buhlen um Reziprozität. In der Regel ein aussichtsloser Kampf.
Solche Personen schaffen es leider nicht, hinter die Fassade zu blicken. Denn dort verbirgt sich häufig – Überraschung – eine tief sitzende Bindungsangst. Im Gegensatz zur aktiven Variante wird die passive Bindungsangst allerdings nicht bewusst als eine Angst vor zu viel Nähe wahrgenommen. Stattdessen arbeitet das Unterbewusstsein mit einer anderen Strategie, um sich vor zu viel Nähe zu schützen.
Und zwar, indem es dafür sorgt, dass Du vor allem diejenigen Personen super hot findest, die selbst sehr weit oben auf der Bindungsvermeidungs-Skala angesiedelt sind. Dadurch stellst Du nämlich auf eine verrückte Art und Weise sicher, dass Dir ja keiner zu nahe kommt. Schließlich halten Dich die Ziele Deiner Avancen sowieso immer schön auf Abstand und zeigen Dir die kalte Schulter. Ganz schön crazy, oder?
Passive Bindungsangst überwinden ist daher um einiges komplizierter, da dieser unbewusste Selbstschutz-Mechanismus nur von den wenigsten entlarvt wird.
Wie kann man Bindungsangst erkennen?
Im Gegensatz zu Verlustangst ist die Angst vor innigen Beziehungen oft schwieriger zu erkennen. Dies liegt daran, dass sich Menschen mit fehlendem Interesse im Prinzip genauso verhalten wie Bindungsängstler. Du willst herausfinden, ob eine Person bindungsängstlich ist? Dann solltest Du auf bestimmte Merkmale und Verhaltensweisen gucken.
Bindungsängstliche Personen…
- … gehen ungern Kompromisse ein
- … brauchen viel Abstand
- … sagen häufig Verabredungen ab
- … pflegen oft keine engen Freundschaften
- … sind meistens entweder Serienmonogamisten oder Langzeitsingles
- … sprechen ungern über gemeinsame Zukunftspläne
- … suchen die Fehler oft beim Partner
- … befinden sich häufig in On-Off Beziehungen
- … betreiben Push-and-Pull
- … ziehen sich bei Streit direkt zurück und isolieren sich emotional
Sind einzelne Merkmale erfüllt, ist dies natürlich dennoch keine Gewissheit, dass es sich um eine Person mit Bindungsangst handelt. Achte daher immer auf das Verhaltensmuster – also, ob es mehrere Merkmale gibt, die wiederholt auf eine Angst vor Bindung hinweisen.
Bindungsangst überwinden – 7 Tipps, damit Du Nähe zulassen kannst
Reißt Du das Fundament Deiner Beziehungen immer wieder selbst ein? Fühlen sich Deine Partnerschaften immer wieder bereits nach wenigen Wochen oder Monaten an wie die sinkende Titanic? Rette sich, wer kann?
Wenn Du Deine eigene Bindungsangst erkannt hast, dann schon mal herzlichen Glückwunsch. Für die meisten betroffenen Menschen ist die Angst vor engen Bindungen leider nach wie vor ein blinder Fleck, der einfach emotional verdrängt und unter den Teppich gekehrt wird.
Dabei ist es kein Hexenwerk, wenn Du die eigene Bindungsangst überwinden willst. Mithilfe der folgenden 7 Tipps kannst Du Deiner Selbstsabotage endlich ein Ende setzen. Damit Du Deinen Traumpartner nicht davon scheuchst, wenn er denn endlich auftaucht.
1. Akzeptiere, dass Du Angst vor Nähe hast
Du willst Deine Bindungsangst überwinden? Dann wage den Blick in den Spiegel. Öffne die Augen und erkenne, dass Du Angst hast.
Angst davor,…
- … in Beziehungen zu gehen.
- … Nähe zuzulassen.
- … Erwartungen nicht zu genügen.
- … andere Menschen zu enttäuschen oder zu verletzen
- … am Ende selbst mit einem gebrochenen Herzen dazustehen.
Akzeptiere diese Ängste! Sie sind weder gut, noch schlecht – sie sind nun einfach mal da. Nur wenn Du diesen ins Gesicht blickst, kannst Du über sie hinauswachsen und Deine Bindungsangst überwinden.
2. Finde die Wurzel Deiner Ängste
Bevor Du das Bindungsangst-Unkraut jäten kannst, musst Du zunächst die Wurzel Deiner Ängste ausfindig machen. Stell Dir also die Frage “Vor was fürchte ich mich wirklich?” Mit einer 99% Wahrscheinlichkeit wirst Du zum Schluss kommen, dass Du Dich nicht vor einer Beziehung fürchtest – logisch, sonst würdest Du ja auch nicht nach einem Partner suchen.
Stattdessen liegen die wahren Übeltäter immer in einer tieferen Erdschicht begraben, wo sie meistens schon in der Kindheit oder im Jugendalter gesät wurden. Gehe also tief in Dich und finde heraus, wo die wahre Wurzel Deiner Bindungsangst liegt.
Das kann beispielsweise sein:
- Angst vor Enttäuschung
- Angst davor, verlassen zu werden
- Angst davor, dass die andere Person das Interesse verliert
- Angst davor, die eigene Freiheit zu verlieren
- Angst vor Liebeskummer
Sobald Dir Deine wahren Ängste bewusst sind, kannst Du die Gefühle viel leichter einordnen, wenn sie das nächste Mal auftauchen. Diese Klarheit kannst Du dann dazu verwenden, um Dein inneres Kind zu beruhigen und ihm bewusst zu machen, dass die Angst nicht notwendig ist.
3. Lerne “Nein” zu sagen
“Schatz, hast Du später Lust auf einen Filmabend mit mir?“
“Ahm… na klar Schatz. Bei Dir oder bei mir?“
Hast Du wirklich Lust? Oder sagst Du nur zu, damit Dein Partner keinen Streit vom Zaun bricht? Obwohl Du Dich heute eigentlich schon darauf gefreut hast, einen Abend komplett für Dich alleine zu haben. Vielleicht bist Du einfach ein Typ, der mehr Freiraum braucht, was ja auch völlig normal und legitim ist. Personen mit Bindungsangst tun sich allerdings oft schwer, Grenzen zu setzen. Sie haben Angst, “Nein” zu sagen, da sie ihren Partner nicht vor den Kopf stoßen und Konflikte vermeiden wollen.
Logischerweise geht das in der Regel leider nicht lange gut. Irgendwann ist Deine Kraft einfach erschöpft, so dass Du Dich schließlich komplett abschottest oder vielleicht sogar die Trennung einleitest.
Wenn Du in einer Beziehung das Gefühl hast, Dich komplett verbiegen zu müssen, wird es Zeit, Deine Bedürfnisse und Gefühle klar und ehrlich auszudrücken. Nur so kannst Du vermeiden, dass Menschen Deine Grenzen übertreten.
4. Schüttle Deine sabotierenden Glaubenssätze ab
Jeder Mensch and andere Glaubenssätze, die sein Leben bestimmen. Dabei gibt es solche, die motivieren und Dir das Leben einfacher machen. Und dann gibt es solche, die sich wie schwere Granitfelsen zwischen Dich und Deine Zielen schmeißen. Wenn Dich Deine Bindungsangst immer wieder sabotiert, dann hast Du es vermutlich mit den Granitfelsen zu tun.
Willst Du Deine Bindungsangst überwinden, musst Du negative Glaubenssätze aus dem Weg sprengen und an deren Stelle positive Überzeugungen errichten. Ein paar Beispiele gefällig?
NEGATIVE GLAUBENSSÄTZE | POSITIVE GLAUBENSSÄTZE |
---|---|
Ich verdiene keine glückliche Beziehung. | Ich verdiene eine glückliche Beziehung. |
Andere Menschen tun nur so, als ob sie mich lieben. | Es gibt unzählige Menschen da draußen, die mich lieben können. |
Ich bin nicht hübsch/groß/cool genug, um geliebt zu werden. | Ich bin gut so wie ich bin. Wer das nicht akzeptiert, kann mich mal. |
Am Ende werde ich eh verlassen. | Wer mich verlässt, ist selber schuld. |
Ich muss eine Rolle spielen, nur so kann ich geliebt werden. | Ich muss einfach ich selbst sein, um die richtigen Menschen in mein Leben zu ziehen. |
Negative Glaubenssätze verstecken sich leider häufig im Unterbewusstsein. Du kannst sie allerdings enttarnen, wenn Du Deine Gedanken und Emotionen im Alltag genauer anschaust. Vor allem in Konfliktsituationen lernst Du ungemein viel über Dich und Deine verborgenen Ansichten.
Tipp: Positives Denken kann man lernen: Mit diesen 7 Tipps klappts!
5. Finde den goldenen Weg zwischen Nähe und Freiheit
Klar, in einer Beziehung ist man für den anderen da. Das heißt aber noch lange nicht, dass Du Deinem Partner 24/7 am Hintern kleben musst. Jeder Mensch hat ein unterschiedliches Bedürfnis nach Nähe. Während Verlustängstler viel Nähe und Bestätigung brauchen, um sich geliebt zu fühlen, brauchen Bindungsängstler viel Abstand, um sich nicht erdrückt zu fühlen.
Damit Deine Beziehungen nicht mehr jedes Mal in sich zusammenstürzen, musst Du wissen, wo Deine perfekte Mitte liegt. Denn erst dann kannst Du auch für Dein Bedürfnis nach Freiraum und Autonomie einstehen.
Grundsätzlich ist es dabei natürlich sinnvoll, wenn beide Partner ein ähnliches Bedürfnis nach Nähe aufweisen. Ein gewisses Maß an Kompromissbereitschaft ist zwar in jeder Beziehung notwendig. Ist die Diskrepanz zwischen Dir und Deinem Partner aber zu groß, wird dies immer wieder zu Konflikten führen.
6. Sprich über Deine Ängste
Auch wenn es mittlerweile abgedroschen klingen mag – reden hilft. Und zwar vor allem dann, wenn Du Deine Bindungsangst überwinden willst. Sprich Dir Deine Ängste von der Seele und Du wirst feststellen, wie Du Dich alleine dadurch besser fühlen wirst. Wenn Du Dich jemandem öffnest, schaffst Du Deinen Gefühlen automatisch Raum.
Du musst dabei auch nicht unbedingt mit Deinem Partner darüber reden. Oft ist es sogar sinnvoller, eher mit einer guten Freundin oder mit den Eltern darüber zu sprechen, da diese nicht so emotional involviert sind und die Dinge daher objektiver betrachten können.
7. Hol Dir therapeutische Hilfe
Kämpfst Du bei Deiner Bindungsangst gegen Windmühlen an? Wenn Du jedes Mal in einer Flut an negativen Emotionen ertrinkst, sobald Deine Bindungsangst getriggert wird, ist es womöglich das beste, sich nach professioneller Unterstützung umzusehen.
Und dafür solltest Du Dich auf keinen Fall schämen! Die wenigsten Menschen trauen sich diesen Schritt, weil sie sich und anderen ihre Ängste einfach nicht eingestehen wollen.
Mit der Hilfe eines ausgebildeten Therapeuten eröffnen sich komplett neue Möglichkeiten, mit denen Du Deine Bindungsangst überwinden kannst.
Wo liegen die Ursachen von Bindungsangst?
Wenn Du Bindungsangst hast, fühlt sich das alles andere als gut an. Weder für Dich, da Du Dir eigentlich schon so lange eine glückliche Beziehung wünschst. Und natürlich auch nicht für Deinen Partner, der um Deine Liebe kämpft wie die 300 Spartaner in der Schlacht bei den Thermopylen. Was Dein Bedürfnis nach Abstand wiederum ins Unermessliche treibt. Ein Teufelstanz von Nähe und Distanz.
Aber woher kommt denn eigentlich dieses Gefühl der Angst, sobald es in einer Beziehung ernster wird? Um Deine Bindungsangst überwinden zu können, musst Du natürlich erst einmal herausfinden, wo die Ursachen liegen.
Enttäuschungen aus früheren Beziehungen
Enttäuschungen können weh tun. Und zwar so richtig! Vor allem, wenn sie von der Person verursacht wurden, der man am meisten vertraut hat. Wenn aus unzähligen Liebesbekundungen plötzlich eine geheime Liebesaffäre mit dem Kollegen/der Kollegin wird und Du aus allen Wolken fällst. Oder wenn Dich Dein Partner jetzt schon zum siebten Mal verlässt, obwohl er Dir beim letzten Mal hoch und heilig versprochen hat, nicht mehr abzuhauen.
Kein Wunder, dass sowas nachhaltige Spuren hinterlässt. “Kein Bock mehr, verarscht zu werden!” ist die natürliche Reaktion, die nach negativen Enttäuschungen dieser Art auch ins Unterbewusstsein eingebrannt wird. Problematisch wird es, wenn negative Vorerfahrungen auf aktuelle Beziehungen projiziert werden. Häufig erstickt Bindungsangst nämlich auch potentiell bereichernde Beziehungen im Keim, nur um das verletzte innere Kind zu schützen.
Minderwertigkeitskomplexe
Auch Glaubenssätze wie “Ich bin nicht gut genug.” können zu einer Entwicklung von Bindungsangst führen. Stark ausgeprägte Minderwertigkeitskomplexe entspringen für gewöhnlich einem mangelnden Selbstwertgefühl.
“Du hast was besseres verdient.” – Partner von Bindungsängstlern hassen diesen Satz. Und ja, er klingt im ersten Moment wie eine stumpfe Lüge, die nur dazu dient, einen Ausweg aus der Beziehung zu finden. Aber Fakt ist: Bedingt durch die negative Selbstwahrnehmung empfinden Personen mit Bindungsangst das auch wirklich so.
Erfahre hier, wie Du Dein Selbstbewusstsein nachhaltig stärkst.
Prägung aus der Kindheit
Schon mal von den 4 Bindungstypen gehört?
- Bindungstyp: Sicher
- Bindungstyp: Unsicher-vermeidend
- Bindungstyp: Unsicher-ambivalent
- Bindungstyp: Unsicher-desorganisiert
Die Bindungstheorie von John Bowlby und Mary Ainsworth geht davon aus, dass Du Dir Dein heutiges Bindungsmuster bereits angeeignet hast, als Du noch keine zwei Meter alleine laufen konntest. Und das ist auch kein Wunder: Als Dreikäsehoch ist die (emotionale) Beziehung zu Mama und Papa absolut überlebenswichtig. Die Bindung zwischen Dir und Deinen Eltern ist dementsprechend der absolute Prototyp für alle zukünftigen Begegnungen Deines Lebens.
Einer der 4 Bindungstypen ist dabei prädestiniert für die Entwicklung einer Bindungsangst: Der unsicher-vermeidende Bindungstyp (Nummer 2). Menschen mit diesem Bindungstyp haben in ihrer Kindheit oftmals zu wenig Aufmerksamkeit von ihren Eltern bekommen (z.B. weil die Eltern immer nur arbeiten waren und das Kind recht schnell in die Selbstständigkeit gepresst wurde).
Die Konsequenz: Das Unterbewusstsein lernt, dass die eigenen Bedürfnisse nicht wichtig für andere sind und schottet sich von anderen Menschen ab. “Ich bin nicht gut genug, um die Aufmerksamkeit von anderen Menschen zu erhalten.” – fruchtbarer Boden für eine saftige Bindungsangst.
Freiheit > Beziehung
Allerdings muss Bindungsangst nicht immer direkt heißen, dass in der Vergangenheit irgendetwas bei Dir schiefgelaufen ist. Der Grund für die Abneigung vor festen Commitments kann auch ganz einfach sein, dass Du ein Riesenfan von Freiheit und Unabhängigkeit bist. Und daran ist ja überhaupt nichts schlimm. Das Leben als Single bietet schließlich auch eine Reihe an Vorteilen, nach denen sich viele Menschen in langjährigen Beziehungen sehnen: Wie etwa mehr Zeit fürs Gitarre spielen, monatelanges Backpacking durch Südostasien und keine halbherzigen Kompromisse mehr.
Problematisch wird es nur, wenn sich solche Einzelkämpfer trotzdem immer wieder in Beziehungen stürzen und ihre Bedürfnisse nach Freiheit und Unabhängigkeit nicht kommunizieren. Denn dann ist (vorn allem auf der Gegenseite) natürlich Enttäuschung und Schmerz vorprogrammiert.
FOMO
FOMO ist ein Phänomen der modernen Gesellschaft, das die Verbreitung von Bindungsangst vorantreibt. Es steht für “Fear of missing out“, zu deutsch: Die Angst, etwas zu verpassen.
Im Beziehungskontext ist dabei gemeint: Die Angst, einen besseren Partner zu verpassen. Social Media sowie Tinder & Co. haben die Dating Welt nun einmal grundlegend verändert.
“Was, wenn ich noch einen besseren Deal finde?” So lautet der unbewusste (oder auch bewusste) Gedanke von Personen, die von FOMO getrieben sind. Dass die unersättliche Suche nach dem wahren Soulmate einer glücklichen Beziehung im Weg steht dürfte wohl klar sein.
Verdeckte Verlustangst
Hä? Ist Verlustangst nicht das komplette Gegenteil? Nicht wirklich! Oft steckt unter der nach außen gelebten Bindungsangst nämlich nichts anderes als die Angst, einen geliebten Menschen zu verlieren. Im Prinzip gehen Bindungsängstlern nur anders damit um – Stichwort passive Bindungsangst.
Die “Bleib mir fern” – Attitüde dient dabei lediglich als Schutzmechanismus, um die eigene Verlustangst nicht an die Oberfläche kommen zu lassen. Am Ende ist es jedoch ein Akt der Selbstsabotage – oberflächlich gibst Du Dich zwar cool und nicht verletzlich, doch im Kern verbaust Du Dir jede Chance auf eine glückliche Beziehung.
Sind Männer bindungsängstlicher als Frauen?
Tatsächlich lautet hier die Antwort: Ja. Zumindest im Schnitt. Dieser Meinung ist zumindest Wieland Stolzenburg – Beziehungspsychologe und Bestsellerautor.
In einem Interview zum Thema Bindungsangst erklärte der Psychologe auch, warum das so ist:
Jungen erleben tendenziell häufig eine Mutter, die zu nah ist, zu viel klammert oder nicht loslassen kann. In diesem Fall tragen Männer später den Schmerz „Ich muss vor zu viel Nähe und Weiblichkeit aufpassen“ in sich.
Habe ich Bindungsangst?
Willst Du herausfinden, ob Du selbst an Bindungsangst leidest? Auf der Webseite von Wieland Stolzenburg findest Du einen kurzen Multiple-Choice-Test mit insgesamt 30 Fragen, der Dir einen groben Anhaltspunkt liefert.
Hier bekommst Du meiner Meinung nach eine realistische Einschätzung, wenn Du Dir schon öfter die Frage gestellt hast, ob Du Angst vor Beziehungen hast.
Kann man mit Bindungsangst eine gesunde Beziehung führen?
Kommt drauf an. Leidest Du an einer akuten Bindungsangst mit einem Haufen an unaufgearbeiteten Themen und Problemen, die Du regelmäßig auf Deinen Partner projizierst? Dann wird es wahrscheinlich schwierig.
Setzt Du Dich hingegen eigenverantwortlich mit Deinem Bindungsstil auseinander, dann kannst Du sehr wohl eine gesunde Beziehung führen. Lerne, für Deine Bedürfnisse einzustehen und zu kommunizieren, was in Deinem Kopf vorgeht. Wichtig ist dabei nur, dass Du Dich nicht unter Druck setzt und Deine Ängste so akzeptierst, wie sie sind. Die eigene Bindungsangst überwinden ist nun mal ein Prozess, der nicht über Nacht geschieht.
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Hi Tobi,
besten Dank für deinen ausführlichen Kommentar und dafür, dass du die Erfahrungen deines Freundes hier mit uns teilst.
Klar, wenn Vertrauensbrüche von solchen Ausmaßen ins Spiel kommen, wird das immer schwierig, Bindungsangst hin oder her. Das hinterlässt leider häufig Spuren und wird zum Teufelskreis!
Aber mit der Therapie macht er sicherlich einen Schritt in die richtige Richtung. Wünsche ihm viel Glück und alles Gute!
Vielen Dank für Ihren interessanten Artikel. Auf den ersten Blick widerspricht es sich ja, wenn Menschen mit Bindungsangst Nähe zu einem möglichen Partner suchen.
Es ist traurig, wenn zwei Menschen wieder auseinander gehen, die eigentlich echte Gefühle für einander empfinden. Mir fällt immer wieder auf, dass viele junge Menschen vorschnell eine noch junge Beziehung abbrechen – sei es aufgrund von mangelndem Vertrauen oder Bindungsangst.
Ich habe erlebt, dass bindungsscheue Freunde zwar Kontakte zu möglichen Partner aufgebaut haben, aber dann plötzlich wieder verschwinden. Beide verstanden sich super, hatten viel Spaß miteinander. Allerdings kam es für einen von beiden zu zuviel Nähe.
Die Gründe dafür, Bindungsangst zu haben und sich deshalb nicht fest an jemanden anders binden zu können ist wohl mangelndes Vertrauen zu sich selbst oder zu der anderen Person. Mein Freund hatte viele negative Erlebnisse und erlebte immer wieder, dass eine seiner Beziehungen zerbrach, weil seine Partnerin fremd ging.
Aufgrund dieses schwerwiegenden Vertrauensbruchs war er nicht mehr in der Lage, neue Nähe zu jemanden zuzulassen. Er empfand diese Untreue als der betrogene Partner als sehr schmerzlich. Betroffen sind ja meist sehr sensible Bereiche im Miteinander von zwei Menschen.
Mein Freund nimmt jetzt die Hilfe eines Therapeuten in Anspruch. Dadurch kann er Schritt für Schritt seine Bindungsangst verlieren. Langsam wächst wieder seine Möglichkeit, neue Nähe zu einer anderen Person aufzubauen.
Allerdings bleibt er möglichen neuerlichen Fehltritten gegenüber sehr sensibel. Er weiß aber, dass er dem anderen nicht ständig Misstrauen bei allen möglichen Anlässen entgegenbringen darf. Das muss er sich selbst immer wieder bewusst machen, um nicht in die alten Muster der Beziehungsangst zurückzufallen.
Gute Zusammenfassung zum Thema, viele wichtige Anregungen. Der Mensch ist ein soziales Wesen und findet Mut und Kraft in seiner Beziehung. Allerdings nur, wenn sie wohlwollend ist.
Leider ist die aktuelle Zeit nicht günstig für lange Beziehungen, was vor allem Männer verunsichert. Es sind zum großen Teil Frauen, die Beziehungen beenden.
Es war noch nie so leicht für eine Frau einen Partner zu finden und zu verlassen.
Auch wird erwartet, dass immer der Mann aktiv wird, was es schüchternen Männern extra schwer macht eine Partnerin zu finden. Viele Frauen finden unsichere Männer weniger interessant.
Was es nochmals schwieriger macht.
Die gute Nachricht ist : Im Alter wird es besser, Männer zeigen weniger Bedürftigkeit und Frauen haben gelernt, dass sie nicht alles haben können. Es zahlt sich daher immer aus aktiv und sportlich zu bleiben.
Danke für Deinen Kommentar.
Da hast Du absolut Recht, in Zeiten von Tinder & Co. gibt es für viele Frauen einfach so viel Angebot, dass “sich festlegen” immer schwieriger wird. Könnte ja schließlich noch ein besserer Deal kommen. Gibt ja mittlerweile diverse Studien, die zeigen, dass viele Durchschnittsmänner am Datingmarkt mehr und mehr vom Tisch fallen. Bleibt auf jeden Fall spannend, wie sich das ganze weiterentwickelt!