Na, heute schon fleißig Karotten gegessen, um deine Sehkraft zu stärken? Und den Salat schön zur Seite geschoben, um deinen Bizepsumfang zu schützen?
Wenn ja, dann bist du leider relativ lost, was Ernährungsweisheiten anbelangt.
Aber bei all den Ernährungsmythen, die da draußen so herumgeistern, ist es natürlich kein Wunder, dass am Ende viel Quark rauskommt. Während einige Mythen einfach zu entlarven sind, gibt es auf der anderen Seite auch subtilere Halbwahrheiten, die sich unglücklicherweise bis heute hartnäckig gehalten haben.
Doch keine Sorge – in diesem Artikel decke ich die 11 größten Ernährungsmythen auf. Als ausgebildeter Ernährungsberater sage ich dir, welche Aussagen absoluter Quatsch sind und ins Reich der Märchen gehören.
1. Essen nach 18:00 Uhr macht dick
Ein absoluter Klassiker unter den Ernährungsmythen, der bedauerlicherweise immer wieder von dubiosen Abnehm-Gurus verbreitet wird. Die unsichtbare Schranke, die sich um Punkt 18:00 Uhr öffnet und auf magische Weise dazu führt, dass sich sämtliche Nahrungsmittel, die du ab diesem Zeitpunkt zu dir nimmst, in Fettpölsterchen verwandeln.
So funktioniert das leider nicht. Mir kommen immer wieder Storys zu Ohren, bei denen Leute tagsüber Kalorien ohne Limit aufnehmen – und sich dann wundern, warum sie nicht abnehmen, obwohl sie doch nach 18:00 Uhr nichts mehr gegessen haben.
Was am Ende beim Abnehmen entscheidet, ist die im Laufe eines Tages aufgenommene Kalorienmenge in Summe. Das sage nicht nur ich, sondern auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE).
Fazit: Es spielt also keine Rolle, ob du deinen Müsliriegel am Nachmittag vertilgst oder mitten in der Nacht – die Kalorien landen so oder so in der Bilanz.
2. Kohlenhydrate sind der Teufel beim Abnehmen
Auch das ist per se Quatsch. Kohlenhydrate sind prinzipiell eine hervorragende Energiequelle für unseren Organismus. Einen wahren Kern hat dieser Mythos trotzdem. Denn Kohlenhydrate sind nicht gleich Kohlenhydrate.
Kurzkettige Kohlenhydrate wie Zucker oder Weißmehle würde ich nämlich tatsächlich als Teufel beim Abnehmen bezeichnen. Denn diese bringen nicht nur deinen Insulinspiegel durcheinander – was dafür sorgt, dass du direkt wieder hungrig wirst – sondern enthalten auch noch eine erhebliche Menge an „leeren Kalorien“.
Langkettige Kohlenhydrate wie Vollkornprodukte und Kartoffeln machen dich hingegen nicht nur lange satt (weil sie deinen Insulinspiegel langsam ansteigen lassen), sondern liefern auch obendrein eine Menge Vitamine, Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe und Ballaststoffe.
Fazit: Auf die Art der Kohlenhydrate kommt es an! So können langkettige Kohlenhydrate beispielsweise auch beim Abnehmen helfen, da sie dich länger satt machen. Kurzfristig kann eine Low Carb Diät jedoch durchaus effektiv beim Abnehmen sein.
3. Eier sind schlecht für den Cholesterinspiegel
Nope, falsch, stimmt nicht! Ganz im Gegenteil sogar. Hühnereier zählen zu den gesündesten Lebensmitteln überhaupt. Was vor allem am Dotter liegt, der unglaublich viele wertvolle Nährstoffe enthält:
- Wichtige Mineralstoffe wie Calcium, Eisen und Zink
- 12 unterschiedliche Vitamine
- Ein vollwertiges Aminosäuren-Profil mit hochwertigen Proteinen
Trotzdem weisen viele Menschen auf die hohe Menge an Cholesterin in Eier hin. Was diese allerdings nicht wissen: Es gibt 2 Arten von Cholesterin: HDL (High-Density-Lipoprotein) und LDL (Low-Density-Lipoprotein).
LDL-Cholesterin ist dabei als „schlechtes“ Cholesterin bekannt, da es sich an den Wänden der Arterien ablagert und das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen kann. HDL-Cholesterin hingegen gilt als „gutes“ Cholesterin, da es hilft, überschüssiges LDL-Cholesterin aus unseren Arterien abzutransportieren.
Und Eier tragen eben dazu bei, das HDL-Cholesterin im Blut zu erhöhen. Wie diese Studie aus dem Jahr 2017 zeigt.
Fazit: Eier fördern das „gute“ Cholesterin, enthalten eine ganze Bandbreite an gesunden Nährstoffen und sind gesundheitlich alles andere als bedenklich.
4. Light-Produkte sind die bessere Wahl
Cola Light, Chips Light, Müsli Light … inzwischen gibt es zu so gut wie jedem Lebensmittel eine entsprechende Light-Version. Light ist jedoch nicht unbedingt besser.
Häufig werden in Light-Produkten andere Inhaltsstoffe hinzugefügt, um den Geschmack zu erhalten, was wiederum zu einem höheren Zuckergehalt (bei „Light-Produkten“, die weniger Fett enthalten) oder einem höheren Gehalt an künstlichen Süßstoffen führt. Oder bei Kartoffelchips werden mit Aromen und Geschmacksverstärker zugepflastert, damit der Geschmack nicht verloren geht.
Es wird also am Ende oft nur eine ungesunde Zutat durch eine andere ersetzt.
Fazit: In den meisten Fällen ist „Light“ nur ein billiger Werbetrick, der nichts mit kalorienbewusster und gesunder Ernährung zu tun hat.
5. Schokolade macht happy
Ich weiß – eine bittere Pille für alle Schoki-Liebhaber. Aber die Wahrheit lautet: Schokolade macht nicht glücklich. Denn Schokolade beinhaltet zwar Tryptophan, was tatsächlich die Serotoninausschüttung (das „Glückshormon“) im Gehirn stimulieren kann. Da die Konzentration allerdings extrem gering ist, verpufft dieser Effekt quasi wirkungslos.
Beim Inhaltsstoff Theobromin scheitert es am exakt selben Problem. Auch diese Substanz ist prinzipiell energetisierend und gut für die Laune – in der Schokolade ist davon allerdings zu wenig enthalten, als dass du etwas davon merken würdest.
Und wie du sicherlich weißt, enthält Schokolade jede Menge Zucker und Fett, was langfristig dick und ungesund macht.
Fazit: Schokolade macht leider nicht glücklich. Die Ausrede „ich brauche das jetzt für meine Psyche“ ist also so gesehen ein Stück weit Selbstsabotage.
6. Salate sind immer gut zum Abnehmen
Dass dein Bizeps vom Salat schrumpft, ist selbstverständlich reiner Mumpitz. Wenn du aber abnehmen willst, sind Salate nicht zwangsläufig die bessere Alternative. Denn ein normaler Eisbergsalat hat natürlich erst einmal so gut wie keine Kalorien. Problematisch ist jedoch oft das, was alles noch so dazukommt. Schau dir beispielsweise einen klassischen Caesar Salad an: Mit Dressing, Parmesan, Croûtons und Co. kommt hier schnell eine ordentliche Anzahl an Kalorien zusammen.
Vor allem fertige Dressings strotzen oftmals nur so von Zucker, Fett und Salz.
Am besten ist es daher grundsätzlich, wenn du dir deine Salate selbst und mit ausgewählten Zutaten zubereitet. Denn mit frischem Gemüse und Wildkräutern kann ein Salat natürlich sehr wohl beim Abnehmen helfen.
Fazit: Achte bei Salaten immer auf das Dressing und was sonst noch so drin ist. Denn ein Salat kann mit den „falschen“ Zutaten schnell zur ungesunden Kalorienbombe werden.
7. Cola und Salzstangen sind gut gegen Durchfall
Es ist ein uralter Mythos, der sich wacker hält: Wenn du Durchfall hast, trinke Cola und iss Salzstangen …. Aber ist das wirklich eine gute Idee? Leider nicht.
Cola und Salzstangen sind alles andere als eine wirksame Behandlung gegen Durchfall, da sie beide keine nützlichen Nährstoffe enthalten, die der Körper braucht, um sich zu erholen.
Im Gegenteil: Cola enthält viel Zucker und Koffein, was die Ausscheidung von Flüssigkeit beschleunigen kann. Und Salzstangen sind zwar reich an Salz – enthalten aber keinerlei wichtige Nährstoffe wie Vitamine und Mineralien, die der Körper benötigt, um sich zu erholen.
Wenn du an Durchfall leidest, ist es daher besser, viel Wasser und Elektrolyte zu trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen und dich mit leicht verdaulichen Lebensmitteln (wie Bananen, Reis und magerem Hühnchen) zu ernähren.
Fazit: Hausmittel Cola und Salzstangen sind bei Durchfall wenig hilfreich, da sie den Flüssigkeitsverlust beschleunigen und keine wertvollen Nährstoffe enthalten.
8. Fruchtsäfte sind gesund
Die guten alten Fruchtsäfte sind als süße Durstlöscher leider nicht so unbedenklich, wie sie auf den ersten Blick erscheinen. Cola, Sprite & Co. sind ungesunde Zuckerpampen, das wissen wir alle. Aber Fruchtsäfte sind da oft nicht viel besser …
Diese enthalten zwar mehr Vitamine und Mineralstoffe – oft allerdings auch ganz schön viel Zucker und Kalorien. So kommst du bereits mit einem Liter Orangensaft schnell auf knapp 500 Kilokalorien.
Ganz abgesehen davon gibt es auch viele „Säfte“, die unter dem Strich nur einen geringen Anteil an echtem Fruchtsaft beinhalten und überwiegend auf Zucker setzen.
Fazit: Auch Fruchtsäfte enthalten in der Regel jede Menge (Frucht-)Zucker und Kalorien. Vor allem beim Abnehmen solltest du auf Säfte verzichten.
9. Bio-Lebensmittel sind immer gesünder
Bio-Lebensmitteln wird oft nachgesagt, dass diese grundsätzlich gesünder und nachhaltiger als herkömmliche Lebensmittel seien. Aber ist das wirklich der Fall?
Logisch, Bio-Lebensmittel bieten einige Vorteile – wie etwa, dass diese weniger Pestizide und andere Chemikalien beinhalten. Auf der anderen Seite gibt es aber auch keinen klaren Beweis dafür, dass diese wirklich gesünder sind als herkömmliche Lebensmittel.
Denn in vielen Fällen ist die Nährstoffzusammensetzung zwischen Bio- und Nicht-Bio-Lebensmitteln fast identisch. Viel wichtiger als das Bio-Siegel ist die Art des Lebensmittels. Denn Chips sind und bleiben nun mal ungesund – egal, ob mit oder ohne Bio-Siegel.
Fazit: Bio heißt nicht automatisch gesund. Entscheidend ist vielmehr, welche Lebensmittel du zu dir nimmst und nicht, ob diese Bio sind.
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10. Superfoods haben Superkräfte
Etwas überspitzt formuliert, aber für viele Menschen scheinen die sogenannten „Superfoods“ wirklich der heilige Gral zu sein. Sie sind angeblich besonders gut für die Gesundheit, machen fit und sollen sogar Krankheiten heilen …
Am Ende des Tages handelt es sich dabei allerdings nur um einen weiteren Marketingbegriff für Lebensmittel wie:
- Goji-Beeren
- Chiasamen
- Açaí-Beeren
- Chlorella
- Spirulina
- Matcha
- Quinoa
Wie du siehst, handelt es sich dabei zum großen Teil um exotische Beeren, Samen, Algen, etc. Dass Superfoods im Vergleich zu herkömmlichen Früchten irgendwelche besonderen gesundheitlichen Vorteile (bis hin zu Heilkräften) haben, ist allerdings nicht wissenschaftlich bewiesen.
Der Apfel aus dem eigenen Garten kann also genauso gesund sein wie die exotischen Açaí-Beeren, die vom anderen Ende der Welt aus importiert wurden.
Fazit: Superfoods sind ein Trick der Marketingindustrie. Es gibt keine wissenschaftlichen Anhaltspunkte, die beweisen, dass diese viel gesünder sind als regionales Obst oder Gemüse.
11. Tiefkühlkost ist ungesund
Tiefkühlkost hat bei vielen Menschen einen schlechten Ruf. Und das völlig ohne Grund. Zumindest bei eingefrorenem Obst und Gemüse. Denn dieses wird in der Regel direkt nach der Ernte tiefgefroren. Durch das direkte Einfrieren bleiben viele Nährstoffe und Vitamine erhalten.
Was bei frischem Obst und Gemüse im Supermarkt nicht immer der Fall sein muss – denn auf langen Transportwegen können gesunde Vitalstoffe schnell verloren gehen.
Gefrorene Lebensmittel können also eine praktische und kostengünstige Möglichkeit sein, um saisonale Produkte das ganze Jahr über zu genießen.
Fazit: Durch das direkte Einfrieren von Obst und Gemüse nach der Ernste werden wichtige Vitalstoffe konserviert, die bei frischen Lebensmitteln im Supermarkt (aufgrund langer Transportwege) verloren gehen können.
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